Fertigungsprozess zur Herstellung geschweißter Präzisionsstahlrohre


Geschweißte Präzisionsstahlrohre werden aus gehaspeltem, warmgewalztem Bandstahl (Coils) gefertigt.
Nach der Anlieferung der Coils per Bahn an unseren Standorten erfolgt eine Wareneingangskontrolle.
Das angelieferte Coil wird auf die erforderliche Breite für die interne Verarbeitung längsgeteilt. Durch Beizen wird das Band von Korrosionspartikeln befreit.
Bei besonders anspruchsvollen Toleranzen wird in einem Kaltwalzgerüst die erforderliche Banddicke eingestellt und Homogenität und Oberflächenqualität weiter verbessert.
Zunächst werden die geschnittenen Coils an den Einformgerüsten zu Schlitzrohren geformt. Im kontinuierlichen Durchlauf werden die Bandkanten dann induktiv erwärmt und mit definiertem Stauchmaß verpresst und somit verschweißt. Der beim Stauchen entstehende nach außen und innen tretende Schweißgrat wird abgehobelt.
Das geschweißte Rohr wird zur maßlichen Justierung durch Kalibrierwalzen geführt und dann auf die gewünschten Längen getrennt.
Geschweißte, maßgewalzte Stahlrohre erfahren je nach Kundenanforderung noch Glüh- und Adjustageprozesse, bevor sie auslieferungsfähig sind.
Für geschweißte, gezogene Präzisionsrohre beginnt nun die Veredelung.
Eine Glühbehandlung in Durchlaufglühöfen normalisiert die aufgehärtete Schweißnaht, damit eine gleichmäßige Verformung beim Ziehprozess erfolgen kann.
Die Reduzierung des Durchmessers an einem Rohrende wird „Angeln“ genannt. Dies ist erforderlich, um das Rohr später an dieser Stelle maschinell zu greifen und im Ziehprozess durch die Öffnung der Ziehmatrize führen zu können.
Abhängig von Rohrdicke und -festigkeit wird das geeignete Verfahren zum Angeln - kalt oder im erwärmten Zustand - ausgewählt.
Vor dem Ziehprozess werden die Rohre chemisch vorbereitet, um die Verformung beim Ziehprozess ohne Oberflächenfehler zu ermöglichen. Dies geschieht computergesteuert und vollautomatisch. Prozessparameter, die aus jahrelanger Erfahrung resultieren, sind in der Anlagensteuerung hinterlegt.
Die Rohre werden entweder in einem mehrstufigen Verfahren gebeizt, phosphatiert und beseift oder in ein reaktives Ölbad getaucht. Beide Verfahren ermöglichen, dass Rohre ohne Beschädigungen von Material und Oberfläche durch die Ziehmatrizen gezogen werden können.
Nach der Trocknung ist die Ziehvorbereitung der Rohre abgeschlossen.
Der Ziehprozess ist der entscheidende Prozess in der Herstellung eines Präzisionsstahlrohres. Das Rohr wird dabei von einem Ziehwagen zwischen einer Matrize und dem Ziehdorn gezogen und so in Durchmesser und/oder Wanddicke reduziert.
Durch mehrmaliges Ziehen (bis zu 15 Züge) sind auch besonders kleine Dimensionen und engste Toleranzen möglich.
Es werden unterschiedliche Arten von Ziehmethoden eingesetzt. Die am häufigsten verwendete Methode ist das Kaltziehen mit Stangenzug. Weitere Methoden sind das Kaltziehen mittels Hohlzug und Stopfenzug, das Kaltziehen mit fliegendem Stopfenzug sowie das kontinuierliche Ziehen zum Rohrcoil.
Zur optimalen Ziehkraftauslastung der Ziehmaschinen, werden bei bestimmten Rohrdurchmessern und Stahlsorten mehrere Rohre gleichzeitig gezogen.
Wärmebehandlungen der gezogenen Rohre finden bei Temperaturen von 560°C - 920°C statt. Die Wärmebehandlung bestimmt den Lieferzustand des Rohres und hat einen bedeutenden Einfluss auf die mechanisch-technologischen Eigenschaften der Rohre, die optimal auf die spezifische Anwendung abgestimmt werden.
Die Parameter zur Wärmebehandlung unterschiedlichster Rohrprodukte sind gespeichert und werden individuell in den Prozess eingefügt. Dabei wird der Verlauf der Wärmebehandlung zu jedem Zeitpunkt analysiert, ausgewertet, dokumentiert und kann bei Bedarf korrigiert werden.
Die Rohre werden durch eine 6- oder 10-Rollenrichtmaschine gerichtet. Speicherbare Parameter, gewonnen aus langjähriger Erfahrung, helfen reprozierbare Ergebnisse zu erzielen.
Nach diesem Prozessschritt verfügt das Rohr über die besondere Maßgenauigkeit, die charakteristisch für das gezogene Präzisionsstahlrohr ist.
Messplätze zur Qualitätskontrolle sind in die gesamte Fertigung integriert. Nach dem Richten werden die Rohre im Durchlauf zerstörungsfrei mit Ultraschall und / oder Wirbelstrom auf Fehler geprüft.
Zudem finden Prüfungen auf Werkstoffverwechslung sowie des Außendurchmessers und der Wanddicke statt. Darüber hinaus finden zerstörende Prüfungen zur Bestätigung der vom Kunden geforderten mechanisch-technologischen Spezifikationen statt.
Die fortlaufende Signierung erfolgt im Anschluss.
Die Rohre werden, je nach gewünschter Länge, von unterschiedlichen automatisierten Anlagen mit speziell gehärteten Sägeblättern auftragsbezogen gesägt.
Je nach Verwendungszweck kann eine Entgratung der Rohre sowie eine definierte Endenbearbeitung (Fasen) erfolgen.
Die Rohre werden standardmäßig mit einem temporären Korrosionsschutz versehen, um die gleichbleibend hohe Produktqualität auch bei längeren Logistikketten zum Kunden zu gewährleisten.
Weitere Oberflächenbehandlungen sind auf Anfrage möglich.
Die Rohre werden in Rund- oder Sechskantbunde gebündelt bzw. in Gitterboxen oder Holzkisten gestapelt. Je nach Kundenwunsch sind weitere Verpackungen möglich, beispielsweise das Umreifen mit Folie und ein Endenschutz mit Plastikkappen.
Die Präzisionsstahlrohre sind anschließend bereit für den Versand.